Fashion ist noch lange nicht nachhaltig!

Mode ist häufig kurzlebig – folgt flüchtigen Trends und verbraucht immense Mengen an Ressourcen. Nach Schätzungen des EU-Parlaments verursacht die Modebranche zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen: Das sind mehr als internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen verbrauchen. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur wurden durch den Kauf von Textilien in der EU im Jahr 2017 pro Person rund 654 Kilogramm CO2-Emissionen verursacht. Dazu kommt, dass für die Herstellung von Textilien große Mengen Wasser und Flächen für den Anbau von Baumwolle und anderer Fasern benötigt werden. Man schätzt, dass in der weltweiten Textil- und Bekleidungsindustrie im Jahr 2015 79 Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht wurden, während sich der Wasserverbrauch in der gesamten Wirtschaft der EU im Jahr 2017 auf 266 Milliarden Kubikmeter belief. Vielleicht kann man sich die Dimensionen besser anhand eines einzigen Baumwoll-T-Shirts vorstellen: Es verbraucht etwa 2.700 Liter Süßwasser. So viel trinkt ein Mensch in 2,5 Jahren. Die Einhaltung sozialer Standards ist ebenfalls ein ganz entscheidender Aspekt in der Produktion von Textilien.

Dennoch: Es bewegt sich etwas!
Viele Firmen verfolgen engagierte Ziele in puncto Herstellung nachhaltiger Kleidung. Bei Fair und Slow Fashion konzentriert man sich auf die ethische und nachhaltige Herstellung von Kleidung im Gegensatz zur Fast Fashion, die auf schnelle Trends setzt. Es geht darum, die Umwelt zu schonen und vor allem auch die Arbeitsbedingungen der Menschen, die in der Textilindustrie tätig sind, zu verbessern. Bei Fair Fashion müssen soziale Standards wie angemessene Löhne, das Verbot von Kinderarbeit und die Gewährleistung von Arbeitsrechten verpflichtend sein. Auf Qualität und Langlebigkeit, ein zeitloses Design und nachhaltige Materialien setzt Slow Fashion. Solche Kleidungsstücke sind lange zu tragen und reduzieren so den Konsum. Der Schwerpunkt bei Green Fashion liegt stärker auf ökologischen Aspekten wie der Reduzierung des umweltfreundlichen Fußabdrucks. Hier können biologisch abbaubare Materialien oder Recycling zum Einsatz kommen. Man kann Fair Fashion als einen Teil von Green Fashion betrachten.

Standards und Siegel helfen
Nicht alle Siegel stehen umfassend für fair hergestellte Kleidung, doch auf einige ist Verlass, zum Beispiel GOTS (Global Organic Textile Standard). Das Siegel garantiert, dass Textilien aus biologisch angebauten Rohstoffen besteht und dass zu fairen Arbeitsbedingungen produziert wird. Das Fair-Trade-Siegel stellt sicher, dass es eine faire Entlohnung gibt und soziale Standards eingehalten werden. Das Zertifikat OEKO-TEX gibt an, dass Materialien schadstofffrei sind und keine schädlichen Chemikalien enthalten. Ohne tierische Materialien sind Produkte mit diesem Siegel: PETA-Approved Vegan. Wer sich weiter über gute Siegel informieren möchte, schaut auf die Seiten der Verbraucherzentrale Auch das Portal Siegelklarheit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und die Online-Plattform für Nachhaltigkeit Utopia geben Auskunft. Fairtrade und Fair Wear Foundation schneiden dabei ganz gut ab.

Wie nachhaltig ist vegane Kleidung?
Vegane Kleidung besteht aus synthetischen Materialien und ist daher nicht automatisch nachhaltig. Auch hier spielen Produktionsbedingungen und die Art der verwendeten Materialien eine Rolle. Vegane Kleidung kann aber in mehrfacher Hinsicht als nachhaltig betrachtet werden, da sie beispielsweise keine tierischen Produkte wie Leder, Wolle oder Seide enthält. Stattdessen werden pflanzliche und synthetische Stoffe eingesetzt.
Weitere wichtige Aspekte sind die Lebensdauer der Textilien und die Zusammensetzung. Vegane Stoffe wie Polyester sind umweltschädlich, da sie aus Erdöl hergestellt werden und nicht biologisch abbaubar sind. Zu beachten ist außerdem immer die gesamte Lieferkette einschließlich der Herstellungsprozesse und Transportwege. Vegane Kleidung kann eine nachhaltige Wahl sein, wenn unter ökologischen und ethischen Standards produziert wird. Auskunft gibt das Zertifizierungssiegel PETA-Approved Vegan. Die Zertifizierung prüft neben den reinen Materialien den gesamten Produktionsprozess.

Weniger Müll durch Recycling
Aus alten T-Shirts 100 Prozent nagelneue herzustellen, ist zwar technisch möglich und umweltfreundlich, aber stellt die Textilindustrie vor einige Herausforderungen. Klar, alte Kleidung und Textilien reduzieren Abfall und Ressourcenverbrauch. Viele Marken nutzen daher heute recycelte Fasern wie Polyester aus PET-Flaschen oder Baumwolle und andere Naturstoffe, um daraus neue Kleidung herzustellen. Schwierig ist es aber noch, die gleiche Qualität und Langlebigkeit wie bei neu geschaffenen Fasern zu erzeugen. Daher kombinieren viele Hersteller recycelte Materialien mit neuen für hochwertige Fashion.

Verbraucher können darauf achten, Marken zu unterstützen, die transparent über den Herstellungsprozess und die Transportwege aufklären. Technologien in der Wiederverwendung werden immer besser, sodass in Zukunft immer mehr Fashion aus 100 Prozent Recyceltem produziert werden kann.

Wir alle können etwas tun und durch unser Verhalten dazu beitragen, dass Kleidungsmüllberge nicht ins Unermessliche wachsen. Wie oft und in welcher Qualität wir Kleidung kaufen, liegt in unserer Hand.

Nachhaltige Mode
Viele Modelabels sind auf einem guten Weg hin zu nachhaltig produzierter Kleidung, die auch in Geschäften vor Ort oder in Online-Shops erhältlich sind. Dazu gehören zum Beispiel Armedangels, Grüne Erde und Hessnatur. Auch Lanius, Trigema und Alma & Lovis stellen faire modische Kleidung her. Weitere Labels und Infos gibt’s unter www.utopia.de. (rt)